Angst als Schutzmechanismus
Jeder ist manchmal unsicher und ängstlich. Das ist ganz normal und gehört zum Leben dazu.
Angst ist die biologische Antwort auf stressauslösende Situationen. Unser Gehirn verknüpft unangenehme, schlechte Erfahrungen mit den auslösenden Reizen. Das Ganze passiert aus der positiven und unterstützenden Absicht heraus, uns besser beschützen zu können.
Wenn dir in einer bestimmten Situation etwas Unangenehmes oder Peinliches passiert und du erlebst eine ähnliche Situation erneut, z.B. hattest du vielleicht einmal ein Blackout bei einer Prüfung und musstest diese wiederholen; dann erinnert sich dein Gehirn an das Negative, das du in so einer Situation schon einmal erlebt hast und sendet dir deutliche Signale, wie z.B. Herzklopfen, zittrige Knie um dich im „sicheren“ Bereich zu halten bzw. von der „bedrohlichen“ Situation fern zu halten.
Weitere Signale dafür sind Selbstzweifel oder negative Gedanken. Du kennst das bestimmt: Vor einer neuen herausfordernden Aufgabe steigen die Selbstzweifel hoch. Wir denken, ach nein, unser Gehirn lässt uns denken, dass wir nicht gut genug vorbereitet sind, dass wir einfach noch nicht soweit sind, etc. – nur um uns im „sicheren“ Bereich zu halten. Und dein Gehirn sorgt schon dafür, dass du seine Warnsignale nicht so leicht ignorieren kannst. Es will dich ja beschützen.
Autopilot Angst
Angst ist wie ein Reflex. Sie entsteht durch einen automatisiert ablaufenden Prozess. Wie auf Autopilot wird der Reiz-Reaktionsablauf ausgelöst. Es hilft kein rationaler Verstand, die Gefühle übernehmen die Kontrolle.
Angst beeinflusst aber nicht nur unsere Körperreaktionen und unsere Gedanken. Sie wirkt sich auch auf unsere Wahrnehmung aus.
Dies wurde eindrücklich in einem Experiment des Weizmann Institutes für Wissenschaften in Israel gezeigt. Ängstliche Menschen können demnach weniger gut zwischen „neutralen“ und „bedrohlichen“ Reizen unterscheiden. Sobald Emotionen im Spiel sind, kommt es zu einer sogenannten Übergeneralisierung. Ein neuer, neutraler Reiz wird dann tendenziell ebenfalls als bedrohlich eingestuft, quasi wie eine überhöhte Sicherheitsmaßnahme. Ängstliche Menschen gehen vorsichtshalber von negativen Bedingungen aus.
Angst zu haben – vor allem nach einem negativem Erlebnis – ist eine ganz normale Sache. Aber ähnlich einem überempfindlichen Immunsystem, das außer Kontrolle gerät und Allergien oder Autoimmunerkrankungen auslöst, kann auch unser Schutzmechanismus im Gehirn überkompensieren. Und wenn die Angst beginnt dein Alltagsleben zu bestimmen oder dich von Dingen abhält, die dir eigentlich wichtig wären, ist es sinnvoll, sich Unterstützung von außen zu holen.
Um dem entgegenzuwirken habe ich folgende Tipps für dich:
3 Tipps, wie du dich wieder auf positive Dinge fokussieren kannst
#1 Journaling
Journaling ist so ähnlich wie Tagebuch schreiben. Mache es dir zur Gewohnheit entweder abends oder in der Früh positive Affirmationen für den kommenden Tag aufzuschreiben (z.B. „Jegliche negative Energie prallt an mir ab und kann mir nichts anhaben.“ – weitere Ideen dazu findest du hier). Was würde deinen Tag großartig machen? Beachte dabei bitte auch die kleinen Dinge, wie beispielsweise den Sonnenauf- oder -untergang bewusst wahrzunehmen, ein freundliches Wort zu jemandem sagen, … Journaling unterstützt uns in der bewussten Wahrnehmung unserer Umgebung.
#2 Sei dankbar
Nenne oder notiere dir am Abend drei Dinge, für die du heute dankbar bist. Vergiss auch hier bitte nicht auf die „kleinen“ Dinge. Dankbarkeit kann sich äußerst positiv auf unsere Wahrnehmung auswirken – probiere es unbedingt aus!
#3 Führe eine Erfolgsliste
Schreibe dir deine – auch noch so „kleinen“ – Erfolge auf; alles, was dir gelungen ist, obwohl es dir schwer fiel oder obwohl die negativen Stimmen in dir hochkamen. Diese Sammlung ist eine ganz wichtige Quelle um dir in schlechten Zeiten wieder bewusst zu machen, was du bereits alles geschafft hast! Denn wie du nun weißt, erinnert uns unser Gehirn bei einem Misserfolg ja lieber an weitere Misserfolge um uns zu beschützen – mit deiner Erfolgsliste kannst du dagegen steuern 🙂
Herzliche Grüße
Gerda Neumann
P.S.: Stellst du dich und deine Bedürfnisse immer wieder in die zweite Reihe? Oder bist du unzufrieden mit deiner momentanen Situation, weil du dir denkst, dass das noch nicht alles gewesen sein kann? Dann lade ich dich herzlich zum kostenfreien Coaching mit mir in meine Facebook-Gruppe „Raus aus der Komfortzone – Als Frau selbstbestimmt leben!“ ein. Ich freu mich auf dich!
Quelle:
Current Biology, Laufer et al.: „Behavioral and Neural Mechanisms of Overgeneralization in Anxiety“ http://dx.